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Technik Praxis - Tips & Tricks


Nachfolgend finden Sie einige Tips wie man vorgehen kann, wenn man selber mal Hand an die Taschenuhr legen will.

>Öffnen einer Uhr
>Entspannen der Aufzugsfeder
>Werk ausbauen
>Zeiger abheben
>Zifferblatt entfernen

Das Öffnen einer Taschenuhr oder wie man selbige innert weniger Sekunden ruinieren kann
Etwas vom ärgerlichsten was einem passieren kann - man versucht die Taschenuhr zu öffnen, rutscht mit dem Küchenmesser das man zur Hilfe genommen hat ab und schon sieht man rot, und noch schlimmer, ein hässlicher, dicker Kratzer ist am Gehäuse entstanden.

Natürlich haben sich die verschiedenen Hersteller allerlei Gemeinheiten ausgedacht um dem ambitionierten Hobbyuhrmachern das Leben schwer zu machen.
Die meisten Taschenuhren sind durch normale Deckel mit Scharnier verschlossen. Es gibt aber auch Uhren mit aufgepressten oder verschraubten Deckeln.

Hier ein paar Tips, wie man es macht dass eigentlich nichts schief gehen kann:

1. und wichtigster Punkt - wenn nicht erkennbar ist, wie die Uhr zu öffnen ist, dann gibt es nur den Weg zum Uhrmacher! Probieren und murksen kann hier zu irreparablen Schäden führen!

2. Wenn die Uhr auf der Krone einen kleinen Drücker hat, so kann dieser dazu da sein, den Schliessmechanismus für den Sprungdeckel freizugeben; die Uhr braucht also nicht 'aufgebrochen' zu werden!

3. Sieht die Uhr so aus wie auf Bild 1, dann muss ein Gehäuseöffner her. Eindeutig am besten eignet sich ein feines Taschenmesser das sich in jedem Haushalt findet. Die feine Klinge lässt sich in jeden noch so schmalen Spalt eindrücken. Bitte aber keinesfalls eins mit Wellenschliff und Vorsicht mit den Fingern! Der Deckel wird dann nicht durch hin und herdrehen des Öffners aufgehebelt (das gibt sehr hässliche Spuren) sondern der Öffner bzw. das Messer wird vorsichtig von oben herab gerade in den Spalt zwischen Deckel und Gehäse gedrückt bis der Deckel aufspringt. Wenn der Deckel noch nicht aufspringt, dann dreht man das Messer oben vorsichtig vom Gehäuse weg. Dabei verbleibt die Klinge unten auf dem Gehäuseansatz siehe Bild 2 (Punkt 2 zeigt die Drehrichtung der Klinge).
Man sollte darauf achten, dass ein Finger der Hand die das Messer führt Halt am Gehäuse findet. So ist die Gefahr des Abrutschens praktisch nicht gegeben (siehe Bild 2 Punkt 1).

4. In den meisten Fällen braucht die Klinge des Öffners gar nicht oder nur sehr wenig gekippt werden. Vielfach springt der Deckel schon beim 'eindrücken des Messers auf (siehe Bild 3)

Noch wesentlich besser und sicherer geht es, wenn die Uhr flach und mit dem Zifferblatt nach unten in die Linke Hand gelegt wird. (Das war aber nicht gut zu fotografieren. Der Rest bleibt sich genau gleich wie oben beschrieben)


Bild 1
Bild 2
Bild 3




Abspannen der Aufzugsfeder

Bevor man etwas an der Uhr schraubt muss unbedingt die Aufzugsfeder abgespannt werden. Dies gilt ganz speziell wenn man Teile der Hemmung (sprich Unruh, Anker oder Hemmungsrad) ausbauen will. Ist die Feder nicht abgespannt, so kann durch die fehlende Hemmung die ganze Kraft der Feder ungebremst auf die Räder wirken. Die Folge - im besten Fall Glück gehabt, im schlimmsten Fall zerbrochene Zeiger, defekte Wellen und Zahnräder.

1. Um die Feder zu entspannen muss man zuerst das Gesperr finden. Dieses ist ein kleines Teil, dass in die Zähne des Sperrades eingreift und es daran hindert, sich abzuspannen (Beispiel siehe Bild 1).

2. Nun wird der Aufzug betätigt und während dessen das Gesperr mittels eines Putzholzes zur Seite geschoben. Ein Putzholz anstelle eines Schraubendrehers oder ähnlichem darum, weil es sicher keine Kratzer auf der Federhausbrücke hinterlässt. Nachdem das Sperrad jetzt frei läuft, kann es langsam entspannt werden, siehe Bild 2.

3. Sobald das Gesperr nicht mehr eingreift, wirken die Kräfte auf die Krone, d.h. diese muss jetzt gut festgehalten werden und nur langsam, Stück um Stück freigegeben werden. Muss man nachgreifen, so wird das Gesperr kurz losgelassen, nachgegriffen und dann das Gesperr wieder entriegelt.


Bild 1
Bild 2




Ausbauen des Werks
1. Entfernen der Aufzugswelle

Als erstes wird die Aufzugswelle entfernt. Diese wird in den meisten Fällen durch eine kleine Schraube unterhalb des Halses auf der Platine gehalten (Bild 1). Die Schraube muss nicht komplett entfernt sondern nur 3 bis 4 Umgänge herausgeschraubt werden.
Die Welle muss sehr vorsichtig entfernt werden dann die Chance, dass durch verkanten von Transmissions- und/oder Rainurerad hinterher die Uhr mehr oder weniger zerlegt werden muss ist ziemlich gross. Bei Taschenuhren mit Zeigerstellstift sollte dieser während des Entfernens der Welle gedrückt gehalten werden.
Die Aufzugswelle kann auch z.B. durch eine kleine Brücke (bei LeCoultre) oder durch eine Schraube am Hals (IWC) fixiert sein.

2. Lösen der Werkhalteschraube(n)

Nachdem die Aufzugswelle entfernt wurde, wird das Werk nur noch von den Werkhalteschrauben im Gehäuse fixiert. Bei den meisten Ankeruhren sind diese Halteschrauben auf der Oberseite der Platine zu finden (Bild 2). Die Schrauben sind so angeordnet, dass deren Kopf ein wenig über die Platine herausragt, an dem Gehäuserand halt findet und somit das Werk im Gehäuse fixiert.

Eine weitere, oft anzutreffende Fixierung des Werks sind Schrauben, deren eine Kopfseite fehlt. Diese Schrauben sind vertieft eingesetzt und brauchen einfach gedreht zu werden bis die Flache Seite zum Gehäuserand zeigt.

3. Entfernen des Werks

Das Werk liegt nach dem entfernen von Aufzugswelle und Halteschrauben jetzt unbefestigt im Gehäuse. Somit braucht nur noch der vordere Deckel geöffnet bzw. entfernt werden und danach kann das komplette Werk herausgenommen werden.

Es ist aber jetzt äusserste Vorsicht angebracht! Einerseits sollte das Werk nicht mit den Fingern angefasst werden (es sei denn es wird anschliessend sowieso gereinigt) und andererseits sind die Zeiger und Zifferblatt, sofern sie nicht zuvor abgenommen wurden, in Gefahr. So ist es z.B. ratsam, die Zeiger vorher so einzustellen dass sie nach unten zeigen (6.30 Uhr) damit man Werk bzw. Zifferblatt im oberen Teil anfassen kann ohne das die Zeiger stören. Um das Werk nicht mit den Fingern berühren zu müssen kann z.B. ein Streifen Seidenpapier zu Hilfe genommen werden.

Achtung bei Uhren mit Zeigerstellstift! Der Zeigerstellstift wird nur in seltenen Fällen durch eine Schraube fixiert. Er kann also jetzt herausfallen und das tut er mit Vorliebe nicht sofort sondern erst wenn man mit dem Gehäuse im Waschbecken oder sonstwo unterwegs ist. Das Suchen von Zeigerstellstiften am Boden oder manweissnichtmehrwo ist eine eher ärgerliche Angelegenheit!


Bild 1
Bild 2




Abheben der Zeiger

Das Abheben der Zeiger ist in verschiedener Hinsicht etwas heikel. Erstens sind die Zeiger meist so filigran, dass sie bei falscher Behandlung sofort verbogen oder im schlimmsten Fall sogar gebrochen sind. Sie haben ausserdem die schlechte Angewohnheit weit zu fliegen und dort wieder zu landen wo man sie ganz bestimmt nicht mehr findet.
Es gilt also, die Zeiger so abzuheben dass sie in dem Zustand bleiben dass sie später auch wieder aufgesetzt werden können und dabei sollte man auch noch darauf achten, dass das Zifferblatt keinen Schaden nimmt.

Um die Zeiger fachgerecht und gefahrlos abheben zu können benötigt man einen Zeigerabheber (Bild 1). Mit diesem Werkzeug können beide Zeiger gleichzeitig abgehoben werden. Man fährt dazu unter den Minutenzeiger, und drückt dann die beiden Metallbogen zusammen. Dies bewirkt, dass sich die Teflonklötzchen auf das Zifferblatt senken und sich die Hebel gleichzeitig heben und so die Zeiger von der Welle abziehen. Empfehlenswert ist, die Zeiger zuvor so zu stellen, dass sie übereinander liegen, also z.B. auf 12 Uhr. Ferner wird empfohlen auf das Zifferblatt Seidenpapier zu legen, so dass Zeigerabheber und Zifferblatt überhaupt keinen Kontakt bekommen. Ebenfalls nützlich ist es, die 'mögliche Flugbahn' der Zeiger auch durch Seidenpapier oder ähnliches zu begrenzen.
Notfalls können die Zeiger auch mit Schraubenziehern oder ähnlichen Werzeugen (Bild 2) abgehoben werden, dies wird aber absolut nicht empfohlen! da die Gefahr eines Unfalls sowohl für Zeiger als auch Zifferblatt sehr wahrscheinlich ist.
Egal wie man es anstellt, die Zeiger werden, vor allem wenn sie fest sitzen, irgendwohin fliegen. Ein Trick dabei ist, dass man über die Zeiger ein Stück Seidenpapier legt und so deren Flugbahn einschränkt.

Für das Abheben des Sekundenzeigers, falls vorhanden, gibt es verschiedene Möglichkeiten. Die einfachste und sicherste ist die, den Sekundenzeiger samt dem Zifferblatt abzuheben. Dies ist natürlich nur dann relevant, wenn das >Zifferblatt sowieso auch demontiert werden muss. Ansonsten ist es am einfachsten, den Zeiger mit zwei kleinen Schraubenziehern herauszuhebeln. Der Sekundenzeiger sitzt normalerweise nicht allzu fest auf seiner Welle so dass er sich sofort löst und dann vielleicht mit einer Pinzette abgezogen werden kann.


Bild 1
Bild 2




Ausbau des Zifferblattes

Grundsätzlich ist zum Zifferblatt zu sagen: ACHTUNG zerbrechlich! Email-Zifferblätter bekommen fast durch blosses Anschauen bereits Haarrisse. Es ist also äusserste Vorsicht angebracht.

Es gibt verschiedene Arten der Befestigung. Die am häufigsten anzutreffende ist die Konstruktion mit zwei Zuckerhutschrauben (siehe Bild 1). Auf der Rückseite des Zifferblattes sind zwei Messingfüsse befestigt, in welche jeweils eine kleine Kerbe gefräst ist. Die Messingfüsse werden durch die entsprechenden Öffnungen in der Platine geführt so dass sie auf der Rückseite der Platine wieder herausschauen. Mittels sogenannten Zuckerhutschrauben welche in die Kerben der Messingfüsse eingreifen wird das Zifferblatt dann fixiert. Die Zuckerhutschrauben könnte man eigentlich mit einem Zylinder-Hut vergleichen. Allerdings ist die eine Seite der 'Krempe' vorhanden, die andere Seite abgeschnitten. So kann die Zuckerhutschraube zwei Stellungen einnehmen. Geschlossen - d.h. die runde Seite greift in die Kerbe und hält das Zifferblatt fest (siehe Bild 2) oder Offen - d.h. die Schraube wurde so gedreht, dass die flache Seite in Richtung Kerbe schaut und somit der Zifferblattfuss nicht mehr fixiert ist (siehe Bild 3).

Um das Zifferblatt abzunehmen müssen nun einfach beide Zuckerhutschrauben entsprechend Bild 3 gedreht werden und schon kann das Zifferblatt von vorne her abgenommen werden. Häufig muss man mit einem Schraubendreher etwas nachhelfen, da das Zifferblatt durch verbogene Füsse etwas klemmt oder durch überschüssiges Öl etwas klebt. Es kommt aber auch vor, dass ein Zifferblatt sehr locker sitzt und sofort herausfällt sobald die Fixierung gelöst ist. Es sollte darauf geachtet werden, das Zifferblatt beidseitig gleichmässig herauszuheben ohne es zu verkanten. Ist es durch einseitigen Zug verkantet, so muss man es zurückdrücken und von vorne beginnen.
Zu beachten gilt noch die Drehrichtung der Zuckerhutschrauben. Um das Zifferblatt zu entfernen wird die Schraube zur Platine hin gedreht, um das Zifferblatt zu fixieren von der Platine weg.
Achtung: Sobald das Zifferblatt entfernt ist, machen sich vielfach auch die Spreizfeder sowie Stunden- und Wechselrad selbständig und vor allem ist jetzt sehr darauf zu achten, dass dem überstehenden Zapfen des Sekundenrades (der Sekundenzeiger steckte zuvor drauf) nichts passiert!

Andere Arten der Befestigung sind Schrauben die von der Seite der Platine her in die Kerben der Füsse eingreifen. Es sind dann meistens drei Schrauben die in die Kerben eingreifen. Vielfach werden die Schrauben auch noch von einem Werksring abgedeckt, dieser kann aber einfach abgezogen werden.
Seltener gibt es Zifferblätter an denen bereits eine Art Werksring befestigt ist. Dieser werden einfach über den Platinenrand gestülpt und können, ohne Schrauben zu lösen, abgezogen werden.


Bild 1
Bild 2
Bild 3