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Der Zeitschreiber

Der Chronograph
Wie bereits an anderer Stelle festgestellt, heisst Chronograph wörtlich übersetzt eigentlich Zeitschreiber. Heute wird unter dem Begriff Chronograph eine Uhr verstanden die es ermöglicht, einen gewissen Zeitabschnitt zu messen und mittels Zeigern anzuzeigen. Eine solche Uhr müsste genau genommen eigentlich Chronoskop genannt werden da sie die Zeit ja nicht wirklich schreibt.

Ein richtiger Zeitschreiber
Einen richtigen 'Zeitschreiber' habe ich bei einem Sammlerfreund gefunden. Es handelt sich dabei um eine Stoppuhr die nicht, wie üblich am Beginn des Ereignisses gestartet und an dessen Ende angehalten wird sondern die die gestoppte Zeit auf das Zifferblatt schreibt. Bild 1 zeigt diese Stoppuhr von Heuer.
Besonders bemerkenswert ist, wie gut erhalten das Zifferblatt dieser Uhr noch ist. Obwohl die Uhr kein Glas trägt (es ist auch keines vorgesehen) und es nicht aussieht, als wäre die Uhr nicht benutzt worden, ist das Zifferblatt perfekt erhalten. Dies, obwohl die Tusche die ja die gestoppte Zeit auf dem Zifferblatt markierte, jedesmal wieder abgewischt werden musste.

Wie funktioniert das?
Diese Stoppuhr hat einen Zeiger, der eigentlich aus zwei übereinander liegenden Zeigern besteht. Der untere Zeiger hat an seiner Spitze ein verschraubtes, auswechselbares Teil das aussieht wie ein kleines 'Pfännchen' in welches Tusche eingefüllt werden kann. Dieses 'Pfännchen' hat unten eine kleine Öffnung. Der darüber liegende zeiger ist vorne nach unten gebogen, so dass seine Spitze in Ruhestellung etwa bis in die Hälfte des 'Pfännchens' hineinreicht.

Die Bilder 2 und 3 zeigen aus verschiedenen Blickwinkeln die beiden übereinanderliegenden Zeiger und das, mit zwei Schrauben am unten liegenden Zeiger befestigte Teil mit dem 'Pfännchen'.

Wird nun ein, bei der 11 bzw. 55 befindlicher Drücker betätigt, so wird der obere Zeiger bis zu einem gewissen Punkt angehoben und dann wieder losgelassen. Da die beiden Zeiger am hinteren Ende vernietet sind, ergibt sich eine gewisse Federwirkung. Sobald der Mechanismus den obenliegenden Zeiger losgelassen hat, schnell dieser kurz nach unten durch die Öffnung im 'Pfännchen' auf das Zifferblatt und hinterlässt dort eine Markierung bzw. einen Punkt aus Tusche. Dieser Vorgang kann natürlich mehrmals ausgeführt werden. Das heisst, es können somit auch mehrere hintereinanderfolgende Messungen durchgeführt werden.

Der ganze Zeiger bzw. die Zeigereinheit ist im Bild 4 sehr schön zu sehen. Ebenfalls gut zu sehen ist, dass die beiden Zeiger am hinteren Ende vernietet sind.

Das Werk
Dieser Chronograph ist zwar auf dem Zifferblatt mit 'Heuer' bezeichnet, das Werk das darin seine Arbeit verrichtet stammt aber nicht von Heuer sondern von Excelsior Park. Zu beachten gilt auch eine spezielle Einrichtung die mit 'Ci-dessous Fournitures de Rechange' bzw. 'Hieronder Reservedeelen' bezeichnet ist. Es handelt sich dabei um ein kleines Fach, in dem sich Ersatzteile für das Uhrwerk befinden. Darin findet man einige Ersatzschrauben und eine Unruhwelle.
Die Tatsache, dass dieses Ersatzteilfach auch in holländisch beschrieben ist, könnte darauf hindeuten, dass diese Stoppuhr für das Holländische Militär hergestellt wurde. Eine andere These wurde bereits im Forum und jetzt auch per Mail von einem Uhrmacher und Sammler aus Luxemburg geäussert:


Bild1 - Heuer Stoppuhr
(Die Bilder können durch Anklicken vergrössert werden)


Bild2 - Das 'Pfännchen für die Aufnahme der Tusche'


Bild3 - Man beachte den Schatten der zeigt, dass am Boden des 'Pfännchens' eine Öffnung ist


Bild4 - Schön zu sehen, die beiden Zeiger sind am hinteren Ende zusammengenietet


Bild5 - Das Werk


Habe mit Interesse den Bericht zum Zeitschreiber von Heuer gelesen. Sie sprechen davon dass dieser Zeitschreiber eventuell im Einsatz bei der niederländischen Armee war da das Ersatzteilfach in 2 Sprachen graviert ist. Ich habe da eine etwas andere Hypothese: In Belgien hatte jede renommierte Uhrenfabrik ihre Vertretung für die Benelux-Länder. Uhren welche “bei uns” verkauft wurden, wurden immer mit flämischer (niederländisch) und wallonischer (französischer) Gebrauchsanweisung geliefert. Von den Uhrenmarken Audemars und Patek weiss ich sicher – da ich solche Uhren reparierte – dass sie ihr Ersatzteilfach bei Taschenuhren ebenfalls in 2 Sprachen gravierten. Wahrscheinlich war das auch bei dieser hochwertigen Heuer der Fall


Ergänzend noch ein Ausschnitt aus

Die Chronographen und Stoppuhren für besondere Zwecke
Von M. Loeske
aus dem Jahr 1921

Das Instrument, das gesteigerter Erkenntnis vom Werte der Zeit und dem Bedürfnis nach ihrer genauen Schätzung und Festlegung nach Sekundenbruchteilen sein Entstehen verdankt, der Chronograph, kann gerade jetzt auf ein Alter von hundert Jahren zurückblicken, und zwar war der Erstling einer seither an Vielfältigkeit ausserordentlich gewachsenen und in den Leistungen verfeinerten Uhrenkategorie ein wirklicher Chronograph, kein nur aus Nachlässigkeit so bezeichnetes Chronoskop.
Es war der Punktierchronograph, den Rieussec 1821 erfunden hat, dessen feststehender, mit einem kleinen Tintenbehälter versehener Zeiger auf dem sich unter ihm drehenden Zifferblatt jedes durch Druck auf einen Knopf festgelegte Beobachtungsstadium anpunktierte, also gewissermassen aufschrieb, nicht bloss anzeigte, wie die übergrosse Mehrzahl der heutigen Chronographen, die eigentlich Chronoskope heissen sollten.

Der Punktierchronograph ist in anderer Ausführung - schon der alte Breguet hatte die Rieussecsche Erfindung umkonstruiert, indem er das Zifferblatt unbeweglich machte und den Zeiger sich drehen liess - auch heute noch im Gebrauch, tritt jedoch im Bereiche der Taschenuhren den lediglich anzeigenden Chronographen gegenüber in den Hintergrund, und unter den letzteren ist es eine besondere Klasse, die der Chronographen für besondere Zwecke, die die Aufmerksamkeit der Kollegenschaft schon aus dem alleinigen Grunde verdient, weil es für den einen oder den anderen doch eine missliche Sache sein muss, eine Uhr in Reparatur zu nehmen, über deren Gebrauchszweck er vielleicht nicht ganz im Klaren ist.
Für den praktischen Uhrmacher muss es also sicherlich von Wert sein, einen möglichst umfassenden Überblick über das Gebiet der weniger im grossen Publikum, als in einzelnen Berufs- und Sportkreisen verbreiteten Chronographen und Stoppuhren für besondere Zwecke zu gewinnen.















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